richblog 0008: Lektüre

2011-03-04


Unter der Überschrift „American Food und Rock’n’Roll“ gibt’s in der ADAC-Mitgliederzeitschrift tolle Nachrichten für – ähem – Junggebliebene? Da lesen wir:

„Für Musikfans das Richtige: Im Hard Rock Café ist der Gast umgeben von Accessoires der Musikgeschichte, auf der Karte findet er American Food, und im Souvenirshop gibt es Shirts, Pins und andere Andenken. ADAC-Mitglieder bekommen in München, Köln und Berlin 10 Prozent Nachlass auf Speisen, alkoholfreie Getränke und Souvenirs. Kinder erhalten sonntags von 12 bis 17.30 Uhr ein kostenloses Essen in Verbindung mit einem Hauptgericht; die 10 Prozent gibt es dann nicht. Clubkarte vor der Bestellung vorlegen“.

Hm.

Ich fürchte, das nennt man Evolution. Oder auch einen langen Marsch durch die Institutionen. Paul McCartney ist Sir Paul McCartney, Mick Jagger ist Sir Mick Jagger, Keith Richards ist seine eigene Karikatur, Bob Dylan, der mal Dennis Hopper und Peter Fonda einen Song für ihren Film Easy Rider verweigerte, tritt samt neuem Song in einer Parfüm-Werbung auf, die ehemalige Managerin von Ton, Steine Scherben (ja, die Band mit „Macht kaputt, was euch kaputt macht“!) ist Vorsitzende der Grünen (und lässt sich – Nachtrag im April 2015 – von einem gewissen Horst Seehofer freudestrahlend einen bayrischen Orden verleihen), ein ehemaliger Anarcho-Grüner ist zum Lobbyisten eines dubiosen Energiekonzerns mutiert, und einer der Gitarristen der Schroeder Roadshow spielt heutzutage zum elfmillionsten Mal It’s A Man’s Man’s Man’s World – in einer Galaband auf sogenannten Firmen-Events. Und damit nicht demnächst ein steigender Nordseespiegel die Villenbewohner an der Elbchaussee zwingt, mit dem Boot ins Büro fahren zu müssen, also gegen den globalen Klimawandel, also um ihren CO2-Ausstoß zu verringern, bauen wir massenhaft Getreide an, das zu Bio-Sprit verarbeitet wird, während Milliarden Menschen von einer Handvoll Getreide nur träumen können, derweil sie an Hunger krepieren.

„Ja“, höre ich da eine gehässige Stimme aus dem anonymen Off, „und der ehemalige Bassist der Schroeder Roadshow (ja, die Band mit „Anarchie in Germoney“!) liest das ADAC-Magazin …!“

Mh. Tut er.

Weil nämlich die Karre, die er fährt, so klapprig ist, dass seine Schwiegermutter ihn zu einer ADAC-Mitgliedschaft quasi verdonnert hat. Damit sie sich nicht ganz so viele Sorgen machen muss, wenn ihre Tochter mit ihm unterwegs ist.

Und er liebt seine Schwiegermutter.


’ne schöne Jrooß - Rich