All die, in denen sich jetzt daraufhin Erleichterung breitmacht, muss ich allerdings warnen: Es kann Euch dann demnächst passieren, dass Ihr auf Eurem Weg in die nächste Kneipe über meine Beine stolpert – weil ich nämlich da neben der Tür auf dem Bürgersteig sitzen werde, einen zweisaitigen Bass im Arm, eine Mütze mit ein paar einladenden 50-Cent-Stücken darin vor mir, und von mittags bis Mitternacht Blowing In The Wind singe. Alle drei Strophen, so laut ich kann. Und ich kann laut.
Das kann doch nicht ernstlich irgendjemand wollen, oder?
Oder … … …?!?
Also, wenn irgendjemand von Euch da draußen etwas braucht oder jemanden weiß, der etwas braucht, das ich mit meinen Fähigkeiten bedienen oder herstellen kann – Musik, Text, Lektorat, Korrekturlesung, eine eigene Website, eine Übersetzung, eine Lesung, eine Vorlesestunde oder wasweißich:
Bitte gebt mir Bescheid!
Ich sag im Voraus schon mal Dankeschön.
’ne schöne Jrooß – Rich Schwab
2010
Was Mann mehr will …?
Nicht viel.
Aber hier und heute mal etwas, das sich wirklich und dringend herumsprechen sollte:
Ich habe, wie man so schön sagt, derzeit noch Kapazitäten frei.
Was natürlich und leider nur eine hübsche Umschreibung ist für: Wenn ich nicht bald irgendeinen Job finde oder irgendwelche Aufträge bekomme, die mir ein bisschen Einkommen bescheren, wird bald niemand von Euch mehr ein Bier mit mir trinken gehen können.
Das Digitale Zeitalter: Gleichzeitig abspecken und aufrüsten:
der soundpool # 4 – Schwabs Heimstudio 2010
2013
Und noch ein Umzug. Für den man diesmal aber kaum Umzugshelfer brauchte – es ging bloß vom Vorder- ins Hinterhaus. Warum das denn? Nun, erstens hatten wir, als die Vorvormieterin dieses Hinterhaus (-häuschen!) verlassen hatte, nach dem Tod meines Stiefvaters meine schwer unter Einsamkeit leidende Mutter dort untergebracht – die sich als escht kölsches Mädchen jedoch in einem Dorf am Arsch der Welt, ohne Geschäfte und Schaufensterbummel, einfach nicht wohlfühlen wollte: Nach zwei Jahren zog sie zu ihrem Bruder an die Ostsee. Eine Schnapsidee, fand der Sohn – eine 84-Jährige, phasenweise Pflegebedürftige zieht 670 km weit weg, zu ihrem 88-jährigen Bruder –, aber wann hätte sie schon mal auf ihren Sohn gehört …? Ein mit Kopfschütteln, aber zugegeben auch mit Erleichterung und Entlastung verbundener Abschied …
Zweitens hatte sich inzwischen herausgestellt, dass der Verkehr in unserer Dorfdurchgangsstraße nervenzehrende Ausmaße angenommen hatte – versuch mal, eine schöne Ballade zu schreiben, wenn einen knappen Meter vor deinem Fenster Autobahnmaut sparende 30-Tonner-Kapitäne samt Hänger mit 70 durch die sechs Meter breite Tempo-30-Zone dort brettern …
Und drittens schließlich hat das Hinterhaus, im Gegensatz zum Vorderhaus, einen direkten Zugang zum Garten, was nicht nur der Hund sehr kommod fand. Dass der Umzug last not least spürbar unser Haushaltsbudget entlastete (erheblich kleineres Häuschen, entsprechend weniger Miete und Nebenkosten) war dann nur noch das Sahnehäubchen auf dem Kuchen.
Welch ein großes Glück im Unglück – vom Kollegen Manni Hollaender, der leider drei Jahre vorher den Kampf gegen einen Scheiß-Gehirntumor verloren hatte, erbten wir sein MacBook; damit konnte Euer Künstler nun tagelang, ganze Sommer lang im Grünen und an der frischen Landluft sitzen und sich nach Herzenslust von Ehefrau, gelegentlichen Besucherinnen und Musen küssen lassen.
Dabei – bzw. zwischendurch – entstanden zahllose Kurzgeschichten, erst für fett&kursiv, dann zusätzlich für die zweite Leseshow, die derweil enstanden war: Lesezeichen, gegründet mit den Kollegen Jens Gantzel und Volker Becker in der Fiffi-Bar in der Kölner Südstadt, dann nach dem Ausstieg von Gantzel mit dessen Nachfolgerin Ruth Schiffer umgezogen in Schwabs altes Wohnzimmer, den Backes.
Lesezeichen im Backes, hier im Januar 2014 mit Star-Gastleser Mirko Steiner aus Berlin – der übrigens nicht nur sehr schöne Gedichte schreibt, sondern sie mit seiner ganzen reizenden Familie auch in unterhaltsame Kurzfilme verpackt, zu sehen unter "Mirkos Küchenzeilen" – inzwischen (Stand Mai 2020) beeindruckende 83 Stück …!
Der Opa hatte, bescheiden nebenbei erwähnt, nicht nur die Ehre und das Vergnügen, dafür eine Vor- und Abspannmusik zu produzieren, sondern auf Bitte des Dichters zwei der Gedichte in Songs zu verwandeln – eine gern erfüllte Bitte, auch wenn dafür der geliebte Gartenarbeitsplatz ein paar Tage leer bleiben musste …
Tausend Teelichter
(Text: Mirko Steiner, Musik: Rich Schwab)
Und natürlich hat er es sich nicht nehmen lassen, ein Indikativ für Lesezeichen zu produzieren, das den Beginn jeder Live-Show und das Ende der Pause einläutete … …
Juni im Dezember
(Text: Mirko Steiner, Musik: Rich Schwab)
Das (der?) Lesezeichen-Jingle
Tja. Sechs Jahre lang hatten wir Spaß, an einander, an den Geschichten zum jeweiligen Tagesthema, mit denen wir einander überraschten, an den Songs, die Herr Becker oder wir zusammen mit ihm dazu passend zum Besten gaben, an unserem treuen, also offenbar zufriedenen Stammpublikum – und natürlich mit und an unseren handverlesenen Gastlesern und -innen. Um hier nur ein kleines bisschen Namedropping zu betreiben: Dabei waren u.a. Elke Heidenreich, Eva Lirot, Regina Schleheck, Anja Lais, Andrea Volk, Anke Fuchs, Dagmar Schönleber, Krazy, Gerlis Zillgens, Julia Roth, Wilfried Schmickler, Gerd Köster, Christoph Gottwald, der unvergessene Klaus Huber, Buddy Sacher, Bernd Imgrund, Bernd Gieseking, Michel Bierbæk, Bernd Delbrügge, Matze Scheuring, Michi Kleiber, Hektor Haarkötter, Christian Gottschalk, Andreas Hauffe, Wolfgang Nitschke, Stefan Reusch, Sven Andre Dreyer, Chrizz B. Reuer, Marvin Entholt, unser Lieblingswinzer Uli Stein und, und, und … Und nicht zu vergessen natürlich unser bezaubernder Stammüberraschungsgast Elisabeth Pless …!
Tatsächlich haben wir noch drei Jahre weitergemacht, allerdings hielt sich ab der Einführung des sogenannten Nichtraucherschutzgesetzes das Vergnügen des Altmeisters arg in Grenzen: Vorlesen, gelegentlich singen gar macht einen verdammt trockenen Hals, also muss mit Bier ordentlich gegengehalten werden – aber Bier trinken, bis zu drei Stunden lang, ohne die dazu gehörende, quasi unverzichtbare Zigarette …?!?
Der Opa kam aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus – und verlor zusehends die Lust an der doch eigentlich so vergnüglichen und liebgewonnen Runde.
"Mir tagelang Texte aus den Fingern saugen, passende Songs dazu finden, das Programm zusammenstellen, eine Stunde lang in die Stadt fahren, eine weitere Stunde lang dort einen Parkplatz suchen – und dann bei der Arbeit nicht mal rauchen dürfen, zum Rauchen gar vor die Kneipentür geschickt werden …? Ihr könnt mich mal", verkündete er mehrmals, wurde von den anderen aber immer wieder zum Weitermachen überredet, bis er Ende 2018, nach insgesamt 54 Ausgaben der Show, endgültig die Nase voll hatte und sich mit einem lachenden und einem heftig weinenden Auge verabschiedete.
Zurück in den Garten.
Back home, sweet home.
Ans heimelige Feuer.
Zu Rosmarin, Thymian, Minze und Schnittlauch. Zu Rosen, Flieder und Rhododendron. Zu Holunder, Haselnuss und Olivenbaum, zu Birke, Apfel-, Birn- und und Zitronenbaum.
Zu Frau und Hund.
Wer will da schon weg, und dann auch noch in Die Hässliche Große Stadt – selbst wenn es Köln ist …?
Und zurück an den Schreibtisch, natürlich. An den geschätzten Mac-Clone, ohne den hier quasi gar nichts mehr geht. Und ans Keyboard.
Aber der Reihe nach.
2015
"Mensch, nächstes Jahr ist Jubiläum!", fiel es eines Morgens bei der Zeitungslektüre dem Autor ein. "Dreißig Jahre Tschernobyl!"
"Ja, und?", fragte die Frau des Autors.
"Na, seit zehn Jahren doktere ich an diesem verdammten Manuskript für den vierten Büb Klütsch-Roman herum – und bin immer noch nicht zufrieden!"
"Tja, musst du halt noch ein bisschen weiterdoktern."
Aber in dem Buch geht es um Tschernobyl. Genauer: Um das große Rockfestival gegen Atomkraft im Allgemeinen und die geplante Wiederaufbereitungsanlage in der Oberpflaz. Und was wäre ein geschickter gewählter Veröffentlichungszeitpunkt als solch ein Jahrestag?
"Da hast du allerdings recht", sagte die Frau.
Welch ein Glück, dass auch sie nicht nur eine Leseratte, ein Krimi-Fan, sogar Büb Klütsch-Fan, dabei aber eine kritische Leserin ist (hätte man sonst auch zusammengefunden? Hätte man es sonst schon so lange miteinander ausgehalten?), sondern seit einigen Jahren auch den Buchkürzer-Job des Autors mit ihm gemeinsam erledigt. Also auch schon ein gutes Stück in Richtung Lektorin gerückt ist.
"Komm, wir packen das zusammen noch mal an", schlägt der verzweifelte, längst betriebsblinde Autor vor.
"Okay."
Gesagt, getan. Sie unterzieht das Manuskript noch mal einer kritischen Prüfung, macht Anmerkungen, Vorschläge, sie beide zusammen diskutieren, stellen Kapitel um, dampfen Passagen ein, löschen Passagen, denken über wünschenswerte weitere nach, er schreibt und spinnt herum und schreibt und schreibt …
Bis sie nach vier Monaten zufrieden sind.
Zeit für des Autors ewigen Testleser Nr. 2 – den alten Bandkollegen Uli Hundt.
Auch er macht ein paar Anmerkungen, stellt ein paar Fragen, gibt ein paar Hinweise – und tatsächlich sind einige Wochen später alle drei mit dem Ergebnis zufrieden: "Paaf!" ist fertig.
Ja, und jetzt? Wohin damit?
Verlagsklinken putzen? ("Och, nööö …!") Self-Publisher werden? ("Wie geht das?")
Auftritt Friedel Muders. Wieder einmal schließt sich ein Kreis. Herrn Muders begegnete der Autor erstmalig als einem der verlässlicheren Mitglieder des Netzwerks Schneeball, das nicht nur den Vertrieb der Schallplatten einiger unabhängiger Künstler und Labels übernommen hatte, sondern sich auch als Konzertveranstalter betätigte. So unter anderem eben auch für die Schroeder Roadshow – Friedel war unser Mann in Bremen und Umgebung.
Guter Mann.
Einmal mehr zeigte sich, dass facebook nicht nur schlecht ist – unser Autor war dort plötzlich mit einem weiteren alten Bekannten aus der Schroeder-Zeit befreundet: dem Autor Hollow Skai. Man unterhielt sich über das Schreiben und Veröffentlichen, und unverhofft erfuhr Schwab, dass Friedel immer noch in Bremen saß – und immer noch Platten vertrieb. Und Bücher.
Schon erhielt Friedel eine Mail, in der der Autor sein Problem schilderte.
Das darauf folgende Telefonat ging nach kurzem "Schön, dass es dich noch gibt? Und, wie geht's denn so?" ungefähr folgerndermaßen:
Friedel: "In welchem Format hast du denn die Manuskripte vorliegen?"
Rich: "Such dir eins aus."
Friedel: "Na, nimm halt in Gottes Namen Word."
Rich: "Und wieso denn Manuskripte?"
Friedel: "Na, wenn schon, dann bringen wir doch gleich alle Bände als eBook raus, oder?"
Rich: "Hast du denn schon mal einen gelesen?"
Friedel: "Nö. Aber wenn du es bist, dann machen wir das natürlich. Und sei es um der alten Zeiten willen."
Rich: "Du willst, ohne zu wissen, was und wie ich da schreibe, alle vier Büb Klütsch-Bände in eBooks verwandeln und in deinen Vertrieb nehmen?!"
Friedel: "Jau. Und für den neuen richte wir dann die Möglichkeit ein, ihn bei amazon auf Bestellung drucken zu lassen."
Rich: "Moment. Ich muss mir mal eben ein Bier aufmachen."
Friedel: "Ah, immer noch ganz der alte. Prost!"