2000
Eh …, wo waren wir …?
Ach ja – Millennium.
Klar kam es. Mit einem ganzen Sack voll Überraschungen.
Die erste davon war, dass der Schwabsche Mac, entgegen allen Panikmeldungen, auch am Neujahrsmorgen noch ganz normal und brav die Tage weiter zählte.
Die Nächte auch.
foto: rainer rosenow, 2008
Und Nächte gab es einige. Stille, bunte, wildbewegte.
Höchst erinnerungswürdige, unvergessliche und ein paar, an die man lieber gar nicht mehr erinnert werden möchte. Und welche – der Opa wird ja auch nicht jünger –, an die man sich nicht mal erinnern könnte, wenn man wollte.
Aber wer will das schon.
Wenden wir uns den Tagen zu – die waren in Schwabs Fall im neuen Jahrtausend ziemlich ausgefüllt; sogar ausgefüllter als die Nächte. Da gab es nämlich Tage, an denen er sich zum einen mal wieder darauf besann, dass er auch Autor war, und sich zum anderen daran erinnerte, dass er seinen Lesern (und seinem Verleger) einmal vollmundig angekündigt hatte, Nie wieder Apfelkorn sei ja erst der Anfang – es werde irgendwann elf Büb-Klütsch-Romane geben. Denn Nie wieder Apfelkorn spiele doch im Jahr 1976, und der Autor beabsichtige, seinen – ähem – Helden Büb im Laufe der nächsten Jahre ebenfalls altern und mit der Zeit gehen zu lassen, bis er mit Band elf in der Jetztzeit angekommen sei.
Vollmundig, sagte ich ja bereits.
Aber mit dem neuen Lebensmut und frischer Energie hatte den alten Sack auch der Ehrgeiz wieder gepackt, diesen Plan tatsächlich in die Tat umzusetzen. Also saß er ein halbes Jahr lang, manchmal bis zu sechzehn Stunden am Stück, Tag und Nacht an seinem geliebten Mac und hieb zumindest schon mal Band zwei in die Tasten.
Und wieder einmal war auch ein ordentliches Quäntchen Glück im Spiel.
Rainer Osnowski, der Mann, der seinerzeit in seinem kleinen Volksblatt-Verlag so risikofreudig Nie wieder Apfelkorn veröffentlicht hatte, war inzwischen beim großen, altehrwürdigen Kölner Verlagshaus Kiepenheuer & Witsch gelandet. Dort leitete er eine eigene Edition – KiWi Köln.
„Na, wenn das nicht eine gute Adresse für meinen Büb wäre!“, dachte sich der Autor – und tatsächlich: „Klar, machen wir!“, hieß es bei KiWi. Wo auch die Idee mit den elf Bänden Beifall fand. Weswegen dort auch anlässlich des Erscheinens von Band zwei der erste noch einmal neu aufgelegt wurde.
Hurra.
Wenn auch der Vertrag beinahe in letzter Minute doch nicht zustande gekommen wäre – dass ein Autor keine Lust und Bereitschaft zeigt, auf öffentlichen Lesungen aufzutreten, wird in der modernen Verlagslandschaft gar nicht gern gesehen. Doch der Alte blieb stur: „Ich war zwanzig Jahre meines Lebens auf Tour; ich will nich’ mehr! Das ist gar nicht gesund für mich!“
Sie mochten das Buch trotzdem.
Sie versprachen sich, trotzdem, Umsatz.
Sie kapitulierten.
„Schön“, sagte der Altmeister, der ja kein Unmensch ist, und kam ihnen ein Schrittchen entgegen. „Einmal trete ich auf und lese. Aber nicht alleine! Lasst uns eine schöne Buchpräsentation veranstalten, und ich gucke mal, ob ich nicht ein paar Freunde finde, die mir dabei helfen."
2001
Es stellte sich heraus, er hatte tatsächlich noch Freunde.
Und so kam es, dass am 16. Oktober 2001 das oberste Stockwerk der schönen Severinstorburg zu Köln fast aus den Nähten platzte und sogar die Hörer von WDR 5 Zeuge eines wunderbaren, spannenden und höchst unterhaltsamen Abends werden konnten – Eine Alte Dame Ging Hering erblickte das Licht der Welt …