1990
„Wer nix wird, wird Wirt.“
1991
„Jetz´ hör auf zu schmollen, Schwab“, meinte SchuPi eines Abends. „Die kommen doch bloß deshalb nich´, weil sie neidisch sind, dass du es, im Gegensatz zu ihnen, zu was gebracht hast! Machst immer noch Musik und hast einen tollen Schuppen – aus dem man noch was machen könnte, wenn du bloß mal wieder den Arsch hoch kriegtest!“
„Selbst wenn das wahr wäre – bringt uns das weiter? Wir haben ca. achtzig Mille Schulden und müssen uns hier jeden Abend selber die Füße platt stehen!“
„Weil – ich kann ja im Gegensatz zu dir ein bisschen rechnen – der Laden für zwei Leute einfach zu wenig abwirft, Alter!“
„Ich soll wieder mit Türk-Rock-Alex auf Tour gehen?! Eher mach´ ich den Taxischein!“
„Nein, nein – ich zieh´ mich aus dem Laden raus! Ich werd´ jetzt vierzig: Nicht der schlechteste Zeitpunkt, mal wieder was Neues anzufangen. Bevor es irgendwann ganz zu spät ist …“
„Und wie soll das gehen, Rechenkünstler?“
SchuPi erklärte es Schwab. Denn natürlich konnte er rechnen – wozu hatten wir ihn schließlich mal Mathe oder so was Ähnliches studieren lassen? Und schlug dem Altmeister einen Deal vor.
Der ging erst mal mit der nullzwei-Thekenmannschaft eine Runde kicken, und da er dort (trotz eigenwilliger Dribbeltechnik, direkt verwandelter Ecken und Pässen, die sich überraschend in Torschüsse verwandelten) (und umgekehrt) so oft auch nicht eingewechselt wurde, hatte er ausreichend Zeit, ein bisschen darüber nachzudenken …
„Na, dann warte doch noch ein paar Wochen“, bat Schwab sich aus. „Ich hab´ zufällig auch gerade was Neues angefangen …“
Herr Schwab hat nämlich gerade den ca. zwölften „Köln-Krimi“ gelesen. Von Band zu Band mit zunehmendem Kopfschütteln.
„Mein Jott, is´ dat alles schlecht!“ kann er sich nicht verkneifen. Und: „Nicht nur, dass es Leute gibt, die so was schreiben …! Nicht nur, dass es Verlage gibt, die so was veröffentlichen …!! Nein, es gibt auch noch Tausende von Leuten, die das kaufen …!!!“
Ein paar Bier später …
„Das werd´ ich ja wohl auch können! Wenn nicht besser …!“
Also: Einen Stift her! Einen trockenen, leeren Bierdeckel!
Das Dumme: Da Schwab sowieso allen Menschen alles Schlechte zutraut, hält sich sein Interesse daran, sich Gedanken über Verbrechen zu machen, in Grenzen. Wie soll man da einen Krimi schreiben?
Na, erst mal mehr Bier trinken. Ein paar Türkenkost rauchen. Mehr nachdenken …
Da war doch mal was, so Mitte der 70er, irgendwas mit diesem Schnösel von Konzertagenten, irgendwas mit Drogen …
„Gib mir mal noch so´n Bierdeckel, Hellja!“
Also gibt´s schon mal eine vage Idee für einen – mehr oder weniger – Plot. Allerdings: Das Wichtigste an einem Krimi ist für den alten Krimileser ja nicht, ob der Mörder nun jetzt der Gärtner war oder der Butler oder der Bulle – nein, das ist, vom allgemeinen Stil des Autoren abgesehen, der erste Satz! Krimis, deren erster Satz nix taugt, fliegen sofort wieder in die Ecke …
Doch auch den hat der dilettierende Autor schon nach sechs Wochen weiteren – eh … Nachdenkens: „Als die beiden reinkamen, wünschte ich, ich hätte gestern zwanzig Bier weniger getrunken. Oder heute zehn mehr…“ Das gefällt uns. Schon allein deshalb, weil dieser Satz ein paar vorher gar nicht wahrgenommene Türchen öffnet – der zieht wie ein Eisbrecher gleich das passende Ambiente, ein paar passende Figuren und damit die nächsten zehn, fuffzehn Seiten hinter sich her.
Aber wie der Schwab so ist …, in erster Linie ein fauler, hedonistischer Sack nämlich: Da ist der Kneipendienst hinter, da sind die Termine vor der Theke … Und da ist die Arbeit (!) an der Prunksitzunk, eine von ein paar Stunksitzungs-Abtrünnigen 1989 ins Leben gerufene Alternative zu dieser mittlerweile etwas abgeschlafften alternativen Karnevalssitzung. Und Herr Schwab ist, wahrscheinlich im Zuge eines dieser Termine vor der Theke, da mit hinein geraten und beteiligt sich als Gastronom, Autor, Komponist und Kapellmeister Klütsch an diesem spaßigen Ereignis. Elf ausverkaufte Abende im Kölner Bürgerhaus Stollwerck sind trotz Golfkriegs und allenthalben herumflatternder „Kein Blut für Öl!“-Bettlaken der Lohn.
Lecker Bierchen, die Single zur Sitzunk, fiel aber leider der allgemeinen Betroffenheit zum Opfer. Weswegen die Autoren Schwab und Wilfried Schmickler allerdings seitdem keine Gelegenheit ungenutzt lassen, die Nummer auf irgendwelchen Compilations unterzubringen, nach dem Motto „Das Lied kriegt Ihr so lange um die Ohren gehauen, bis es ein Hit is´ (oder Ihr kotzen müsst)“!
Die Prunksitzunk
alternative Karnevalssitzung
1990 & 1991
Mit u. a.:
Gaby Köster, Uli Türk, Maggie Schnitzler, Rosa K. Wirtz, Karin Hartmann, Martina Römisch, Wilfried Schmickler, Wolfgang Nitschke, Heiner Kämmer, Wolfgang Müller-Schlesinger, Volker Schmitz, Rainer Rübhausen, Georg X, Bernd Y, Roland Wannschneider – vox.